Man kann den Mannheimer Morgen, die große, regionale Tageszeitung im Rhein-Neckar-Raum, durchaus in Bezug auf seine Berichterstattung über das sog. Neue Hambacher Fest loben: Am letzten Wochenende (21.4.2018) machte er auf seiner ersten Seite mit einem Artikel auf unter der Überschrift „Neues Hambacher Fest entfacht Streit“, kommentierte dieses Ereignis auf S. 2 und verwendete die komplette S. 3 mit einem Hintergrundartikel zum Hambacher Fest sowie einem Interview mit dem Freiburger Historiker Jörn Leonhard.
Nun legt der Mannheimer Morgen in der Wochenendausgabe vom 28.4.2018 nach mit einem ganzseitigen Artikel des renommierten Politikwissenschaftlers und Professors an der Humboldt-Universität Berlin Herfried Münkler.
Er scheibt dort u.a. „Ein paar frühere CDU-Politiker, ein Bundesvorsitzender der AfD, der durch die politische Landschaft irrlichtemde Thilo Sarrazin und der notorische Selbstdarsteller Max Otte“ wollen „die Aussicht auf eine politische Koalition von CDU und AfD als neue politische Perspektive für die Berliner Politik“ in Szene setzen. Sie „kaperten“ dazu das Hambacher Schloss als Kulisse, „um ihr Vorhaben in die Medien und vor allem in die Fernsehnachrichten zu bringen.“
Die „Rechtskonservativen“ hätten ein besonderes Problem: Ihnen fehlten die Symbole, auf die sie sich problemlos beziehen könnten, „denn tendenziell alles, was sie an Personen, Orten und Ereignissen anbieten könnten, ist durch den Nationalsozialismus kontaminiert. Wer sich auf diese Symbole beruft, verlässt den bürgerlichen Rahmen und zeigt sich offen als Rechtsradikaler.“
Also versuchten sie, so Münkler weiter, sich zentrale „Identitätsmarker der deutschen Demokratie“, wie das Hambacher Fest von 1832, anzueignen und umzudeuten. „Was so bieder daherkommt (‚für kulinarische Abwechslung wird im Schloss gesorgt‘), ist ein Akt der Eskalation, der auf das politische Selbstverständnis der Republik zielt.“
Ignorieren?
Münkler empfiehlt dann, von politischen Aktionen gegen das sog. neue Hambacher Fest, abzusehen. Darauf legten es deren Initiatoren doch nur an, um ihre mediale Aufmerksamkeit zu steigern. Dieses Argument, man solle die rechtskonservativen bis rechtsextremen Aktivitäten doch am besten ignorieren, hört man durchaus auch in Milieus, denen man keine Sympathie für Otte, Sarrazin, Meuthen und Co. nachsagen würde. Doch Münkler hält sich ja selbst nicht an seinen Vorschlag des „Ignorierens“, in dem er einen lesenswerten, umfangreichen Artikel zum Neuen Hambacher Fest veröffentlicht.
Die demokratische Öffentlichkeit sollte dem Versuch, den guten Namen des Hambacher Festes von 1832 zu missbrauchen, mit allen Mitteln entgegen treten. Dazu wird es im Vorfeld des 5.5. sowie am Samstag, 5.5.2018 noch einige Gelegenheiten geben. Nutzen wir sie!