Offener Brief an Max Otte, Veranstalter des sog. neuen Hambacher Festes

Neustadt an der Weinstraße, 29.4.2018

Guten Tag Herr Otte,

als Bürger Neustadts an der Weinstraße möchten wir Ihnen unsere Meinung zu Ihrer Veranstaltung auf dem Hambacher Schloss am 5.5.2018 mitteilen.

Als Mitglied der Werte-Union der CDU/CSU werben Sie in der Schwetzinger Resolution dafür, den rechten Flügel dieser beiden Parteien zu stärken  Als Parteimitglied ist das Ihr gutes Recht und demokratischer Brauch. Allerdings taten Sie vor der letzten Bundestagswahl kund, lieber die AfD wählen zu wollen, als Ihre eigene Partei, deren Mitglied Sie (warum auch immer) sind. Folgerichtig ist einer der Redner auf dem Schloss Herr Meuthen, Bundessprecher der AfD.

Herr Meuthen, wie auch seine Partei, die AfD, stehen für Rassismus, Ausgrenzung und Provokation. Diese Partei lehnt unser demokratisches System und unsere gewachsene pluralistische Gesellschaft ab, hofiert starke autokratische Führungsfiguren und biedert sich mit einfachen Lösungen von Vorgestern und der Verbiegung von Nachrichten dem Wähler an. Mit der irrigen Idee, „das Volk“ müsse wieder das Sagen haben, werden Gruppen innerhalb der Gesellschaft gegeneinander ausgespielt und ausgegrenzt.

Offensichtlich hegen Sie Sympathien für die Ansichten dieser Partei und ihre Art Politik zu machen.

Wir lehnen diese Ansichten und diese Art zutiefst ab.

Wir treten für eine offene Gesellschaft ein. Eine Gesellschaft, in der unterschiedliche Menschen, mit unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Meinung miteinander leben und für ihr Zusammenleben Kompromisse suchen und finden müssen. Wie es Gesellschaften ergeht, in denen Vielfalt bekämpft, das Rederecht eingeschränkt und die Presse geprügelt wird sieht man sehr deutlich in Ungarn, Polen und der Slowakei.

Auch Sie betreiben Ausgrenzung, teilen die Welt in „Wir gegen Die“, vereinnahmen die Ideen des Hambacher Festes und stellen sich in eine Ihnen genehme Tradition, als müßten Sie und Ihresgleichen gegen Unterdrückung und um Meinungsfreiheit kämpfen.

Sie sollten sich dafür schämen.

Mit einem christlichen Menschenbild ist das unvereinbar.

Holger Paul, Freunde und Familie

Gartenstraße 36, 67433 Neustadt an der Weinstraße