Dunkle Netzwerke

Wolfgang Kochanek, Gernot Mörig und das Düsseldorfer Forum

Wolfgang K. aus N. ist Chemiker, Unternehmer und Begründer der „Weißen“ in Neustadt, die 2022 und 2023 in einer bizarren Mischung aus Impfgegnern, Wir-Sind-Gegen-Alles-Leuten, Reichsbürgern und Rechtsextremisten auf das Hambacher Schloss gezogen sind. Dass Schöne an Kochanek ist, dass er eitel und selbstverliebt bis in die grauen Bartspitzen ist. Bei seinem unermüdlichen Einsatz für eine Rettung Deutschlands vor dem Untergang trifft er Leute, die alle hoch intelligent und meistens auch erfolgreiche Unternehmer sind – und er gehört dazu.

Sicher war er deshalb gebauchpinselt, als er von Gernot Mörig 2022 eine Einladung zum Düsseldorfer Forum erhalten hatte. Düsseldorfer Forum, Gernöt Mörig? Da war doch was.

Gernot Mörig ist der Zahnarzt im Ruhestand, der, nach den Erkenntnissen der Correctiv-Recherche, für November 2023 ins Landhaus Adlon bei Potsdam geladen hatte. Der Hambach-Blog hat kürzlich bereits darauf hingewiesen, dass diejenigen, die sich seit 2018 fast jährlich auf dem Hambacher Schloss versammelt haben, strukturell, thematisch, teilweise sogar personell identisch mit dem „Geheimtreffen“ im Adlon sind. Dass Wolfgang Kochanek auch auf der Liste der potentiellen Teilnehmer von Herrn Mörig steht, ist allerdings neu.

Am 14.1.2024 berichtete Kochanek bei einer Kundgebung auf dem Freigelände des Hambacher Schlosses mit einem gewissen Stolz, dass er auch eine Einladung ins Landhaus Adlon erhalten habe. Er sei aber nicht hingegangen. Die Gründe, warum er der Einladung nicht gefolgt ist, lässt er offen.

Wolfgang Kochanek am 14.1.2024 auf dem Kundgebungsplatz des Hambacher Schlosses (Screenshot Telegram)

Aber ein Jahr zuvor sei er bei einem dieser Treffen gewesen. Ob Max Otte ihm die Tür ins Düsseldorfer Forum geöffnet hat, wäre eine Möglichkeit. Denn Kochanek ist praktisch mit seinen weißen Aufmärschen zum Hambacher Schloss in die Nachfolge von Ottes sog. neuen Hambacher Fest getreten.

Kochaneks Eindruck von seiner Teilnahme an Mörigs Tisch: Das seien alles hochintelligente, erfolgreiche Leute, aber natürlich keine Nazis. Da sei z.B. auch eine Vertraute von Sarah Wagenknecht dabei gewesen. Und Teilnehmer würden da auch schon mal 100.000 Euro in die Spendenkasse geben.

Aber die politischen Positionen dort deckten sich „nicht unbedingt mit meinem freiheitlich-liberalen Denken“. „Nicht unbedingt“ – klingt nicht nach einer klaren Distanzierung. Da werden viele Türchen offen gehalten.

Und Kochanek kritisiert auch nicht die anonym bleibenden Teilnehmer mit ihren anonymen Spenden, die in undurchsichtige Kanäle fließen, sondern die angeblichen Stasi-Methoden der Correctiv-Leute, die zur Aufdeckung der Deportationspläne geführt haben.

Man sollte sich das merken, wenn er in Neustadt am 9.6. zur Kommunalwahl antritt.

Eine Bemerkung am Rande zum Schluss: Kochaneks volkswirtschaftliche Expertise

In seiner Rede am 14.1.2024 erwähnt er, dass er auf dem Neustadt Marktplatz ziemlich genau vor zwei Jahren, am 17.1.2022, den Anstieg der Inflationsrate für den Mai 2022 auf genau 8 % prognostiziert hätte, was dann auch tatsächlich so eingetreten ist. Die Passage mit den 8 % war allerdings in dem vorliegenden Transkript dieser Rede auf Basis eines schlechten Videos nicht zu verifizieren. Es mag sie gegeben haben.

Aber Kochanek wäre nicht Kochanek, wenn er nicht noch einen drauf gesetzt hätte. Im kalten Januar 2022 auf dem Neustadter Marktplatz führt er das Inflationsthema wie folgt fort: Wenn sich nicht sofort etwas ändere, führte dies in kurzer Zeit zu einer Insolvenzwelle. „Die Folgen des wirtschaftlichen Zusammenbruchs dieser Unternehmen werden mit frisch gedrucktem Geld bekämpft, so dass die Inflation spätestens in zwei Jahren auf türkische Verhältnisse ansteigen wird.“ Die zwei Jahre sind rum, Herr Kochanek. Die Inflationsrate in der Türkei lag 2022 bei 72 % und 2024 geschätzt bei 63 %. In Deutschland lag sie 2023 bei 5,9 %.

Ulrich Riehm, Freundeskreis Hambacher Fest von 1832

In Ergänzung zu diesem Blogbeitrag sei auf einen Artikel in der Rheinpfalz/Mittelhardter Rundschau vom 26.1.2024 von Anke Herbert verwiesen.

Neue Beiträge auf dem Hambach-Blog