Über die Unterschiede zwischen Hambach 1832 und Wartburg 1817!

Hintergründe zum Neuen Hambacher Fest:

Wie Max Otte versucht, das Hambacher Fest 1832 in die fragwürdige Tradition des Wartburgfestes 1817 zu stellen

Hambach 1832 war europäisch und international solidarisch – Wartburg 1817 war teutonisch-nationalistisch, antisemitisch und verbreitete einen „närrisch-widerlichen Franzosenhass“ (Golo Mann)!

Max Otte, der Initiator des sog Neuen Hambacher Festes, stellt sein Fest nicht nur in die Tradition des Hambacher Festes von 1832, sondern auch in die des Wartburgfestes von 1817 (in einem Interview mit NuoViso Talk). Beide seien Geburtsstunden der deutschen Demokratie.

Bezeichnenderweise erwähnt er in diesem Zusammenhang nicht die (ebenfalls gescheiterte) Revolution von 1848/49, die erfolgreiche Revolution von 1918, den durch die Alliierten eingeleiteten demokratischen Neuanfang 1945-1948 sowie die demokratische Revolution in der DDR von 1989.

Anlass des Wartburgfestes 1817 war das Gedenken an die 300 Jahre zurückliegende Reformation Luthers von 1517 und der vierte Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig mit dem Sieg über Napoleon. Ca. 500 Studenten, auch einige Professoren, aus 13 Universitäten kamen am 18.10.1817 nach Eisennach auf die Wartburg.

  • Juden wurden zwar nicht per se ausgeschlossen, „aber ein zutiefst illiberaler religiöser Antisemitismus hielt aktiv praktizierende Anhänger des mosaischen Glaubens von der christlich-teutonisch verbrämten Feier fern“ (so der renommierte Historiker H.-U. Wehler)
  • In der Bücherverbrennung – u.a. des Code Napoleon und anderer „undeutscher“ Bücher –  drückte sich der Geist der Wartburger aus, den Wehler als „antikonservativen Protest, Germanenkult, Frankophobie und Judenhaß“ kennzeichnet. Die Pfälzer dagegen verteidigten nach dem Wiener Kongress gegenüber ihren neuen Herren in München das moderne „französische Recht“ des Code Napoleon.

Heinrich Heine schrieb: „Auf der Wartburg krächzte die Vergangenheit ihren obskuren Rabengesang, und bei Fackellicht wurden Dummheiten gesagt und getan, die des blödsinnigsten Mittelalters würdig waren! (…) Auf der Wartburg herrschte jener beschränkte Teutomanismus, der viel von Liebe und Glaube greinte, dessen Liebe aber nichts anderes war als Haß des Fremden und dessen Glaube nur in der Unvernunft bestand, und der in seiner Unwissenheit nichts Besseres zu erfinden wusste als Bücher zu verbrennen!“

Und auch der konservative Historiker des 19. Jahrhunderts Treitschke entdeckt bei den Wartburgstudenten „fanatische Urteutonen“.

Wer das Wartburgfest zusammen mit dem Hambacher Fest als Wiege der deutschen Demokratie kennzeichnet, stellt sich in eine ganz unselige Tradition des „teutonischen“ Juden- und Fremdenhasses.

Das mag nicht zufällig sein, wenn man die Politik der AfD und die Postionen der Redner des Neuen Hambacher Festes Revue passieren lässt.