„… wir wollen das Hambacher Schloss den Menschen als Ort der Inspiration und des demokratischen Bewusstseins geben“
Interview mit Thomas Kraus, Leiter des Kulturbüros der Metropolregion Rhein-Neckar
Ulrich Riehm: Am Wochenende 14.-16. September 2018 findet auf dem Hambacher Schloss und in seinem Umfeld das „Hambach! Demokratiefestival“ statt. Unsere Website hat sich anlässlich des sog. neuen Hambacher Festes von rechtskonservativen bis rechsnationalistischen Kreisen um Max Otte im April dieses Jahres gebildet. CDU-Mitglied Max Otte, SPD-Mitglied Sarrazin, AfD-Vorsitzender Meuthen und andere versuchen ja mit solchen Aktionen das Hambacher Schloss als Symbol der deutschen und europäischen Demokratiegeschichte für ihre Zwecke zu kapern. Auch die AfD hatte bereits 2016 und in diesem Jahr erneut den guten Namen des Hambacher Festes von 1832 für ihre hetzerische Politik mit eigenen Veranstaltungen auf dem Schloss missbraucht. Ist das „Demokratiefestival Hambach!“ eine Reaktion auf diese rechten Aktivitäten? Können Sie etwas zur Entstehung der Festivalidee und den Motiven für das Festival sagen?
Thomas Kraus: Die Idee entstand aus dem Kontakt des Kulturbüros der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH, dessen Leiter ich bin, mit der Stadt Neustadt an der Weinstraße und der Stiftung Hambacher Schloss. Wir haben beim Kulturbüro seit 2015 unter dem Namen Matchbox ein Format entwickelt, mit dem wir durch die Region wandern, und mit internationalen Künstlern Projekte entwickeln, die sich spezifisch an den jeweiligen Ort und dessen Bürger richten. Und daraus entstand die Idee, etwas über die Themen Freiheit, Rede, Macht des Wortes auf dem Hambacher Schloss zu machen. Das Schloss ist ja für die Region ein symbolträchtiger Ort. Die Idee war, sich künstlerisch in das politisch aufgeladene Umfeld des Hambacher Schlosses zu begeben.
Und seitdem diese Idee vor zwei Jahren aufgekommen ist, ist halt unheimlich viel passiert: der Brexit, die amerikanische Präsidentenwahl, das Aufkommen des Populismus, „fake news“, die Krise der europäischen Solidarität usw. Unter diesen Bedingungen wollten wir jetzt nicht einfach ein kleines, nettes Kunstformat zeigen, sondern den Ort auch mit seiner Symbolkraft nutzen und die Themen des Hambacher Festes von 1832, Freiheit, demokratische Werte, Deutschland in Europa, aufgreifen – nicht in dem Sinne, dass wir Leute belehren oder unsere Meinung kundtun wollen, sondern dass wir Menschen, vor allem auch junge Menschen, zusammenbringen und eine Plattform für Diskussionen anbieten.
Ulrich Riehm: Sie sagten, vor zwei Jahren entstand die Idee für das Festival, das war also 2016, da hatte die AfD mit Frau Petry das Schloss für eine Versammlung genutzt, gegen die es auch Proteste gab. War das einer der Impulse für das Festivalprojekt?
Thomas Kraus: Nein, unsere Idee ist vor dieser AfD-Veranstaltung entstanden.
Ulrich Riehm: Sie haben ein sehr breites Spektrum an Kooperations-, Premium-, Haupt- und Projektpartnern sowie Unterstützer und Förderer gewonnen. Wenn ich es richtig gezählt habe, findet man in ihrer Hambach!-Programm-Broschüre 31 Logos dieser Institutionen. Wie stark war der Einfluss dieser Partner auf das Programm, und wie finanziert sich das Festival?
Thomas Kraus: Das Programm wurde gemeinsam von den drei kooperativen Trägern entwickelt: dem Kulturbüro der Metropolregion Rhein-Neckar, der Stiftung Hambacher Schloss und dem Querfälltein-Festival der Stadt Neustadt. Von den sonstigen Partnern und Unterstützern, die mit Logos vertreten sind, gab es keine Beeinflussung des Programms. Das machen wir nie. Das künstlerische Programm steht immer für sich.
Ulrich Riehm: Wie sieht die Finanzierung des Festival aus?
Thomas Kraus: Wie immer bei solchen Projekten, versuchen wir unterschiedliche Finanzierungsquellen zu erschließen. Da geht es einmal um direkte finanzielle Beiträge, etwa durch die BASF, die Matchbox regelmäßig unterstützt, aber auch um Sachleistungen, wenn uns z.B. das Unternehmen Hornbach Material zur Verfügung stellt oder Räumlichkeiten im Hambacher Schloss oder in Neustadt genutzt werden können.
Ulrich Riehm: Können sie etwas über die Höhe des Budgets sagen?
Thomas Kraus: Das ist relativ schwierig, und ich mache das sehr ungern, denn dann müssten wir auch genau erklären, wie z.B. die einfließenden Personalkosten verrechnet werden, und welcher Teil aus dem künstlerischen Budget oder aus einer anderen Quelle kommt. Aber es ist natürlich ein Budget von einigen Hunderttausend Euro.
Ulrich Riehm: Außerdem gibt es noch als weiteren Partner das „Komitee“, dessen Zusammensetzung und Aufgaben sich mir nicht richtig erschlossen haben. Können Sie die Idee für das „Komitee“ kurz erläutern, und wie ist es gelungen, diese umzusetzen?
Thomas Kraus: Wir inszenieren ja das Hambacher Fest von 1832 nicht neu, aber wir lehnen uns an die Idee und auch an den Geist des Hambacher Festes an. Damals hatten die Neustädter ein Komitee gegründet, um das Hambacher Fest durchzuführen. In ähnlicher Weise haben wir in unserem Komitee Menschen einbezogen, die interessiert sind, mit uns diesen Weg gemeinsam zu gehen, die wir regelmäßig informieren und auf deren Hilfe wir zurückgreifen können. Das kann eine finanzielle Unterstützung sein, die Hilfe beim Bau der Festivalarchitektur oder eine Multiplikatorfunktion, wenn z.B. Komiteemitglieder vor Ort Informationsmaterial unter die Leute bringen.
Ulrich Riehm: Kann man das „Komitee“ auch als eine Einbeziehung „normaler BürgerInnen“ und damit als Ergänzung zu den institutionellen Partnern verstehen?
Thomas Kraus: Ja, es geht uns um das persönliche Engagement der Menschen, die uns unterstützen. Das Komitee ist keine Repräsentanz der Sponsoren, sondern aller derer, die einen aktiven Beitrag leisten wollen.
Ulrich Riehm: Wenn man das Programm auf der Website durchklickt, verliert man leicht den Überblick. Manchmal werden die Programmpunkte mit „Mach mit“ gelabelt, andere mit „Querfälltein“. Mir wurde nicht richtig klar, was den Besucher oder die potentielle Mitmacherin erwartet bzw. was von ihnen erwartet wird. Haben wir es mit einem Kunst-, Performance-, Bildungsfestival zu tun – oder gar einem „open space“? Können Sie erklären, was das Besondere dieses Demokratiefestivals ist, und wie man sich am besten in dieser Vielfalt der Programmpunkte orientiert?
Thomas Kraus: Als Besucher kann man einfach am Wochenende zum Festival gehen und schauen, welche Aktivitäten gerade laufen. Wir hoffen dann natürlich, dass sich daraus eine aktive Beteiligung entwickelt. Die grundsätzliche Idee des Programms ist, dass wir mit künstlerischen Mitteln, Räume schaffen, in denen man über das Thema Demokratie und Europa diskutiert und sich austauscht. Es ist kein Bildungsfestival: Keines der Programmebestandteile zielt auf die Vermittlung einer Handlungsanweisung: Ihr müsst das machen, ihr müsst jenes machen.
Dann ist es aber auch so, dass wir mehrere künstlerische Programmbestandteile haben. So haben z.B. Jugendliche aus Marseille, Neustadt und Mannheim in Zusammenarbeit mit Künstlern ihre politische Lebensrealität als junge Menschen mit ihren Smartphones filmisch dokumentiert. Die daraus entstandene Videoinstallation mit dem Titel „Why do you vote?“ wird am Wochenende auf dem Schloss im Siebenpfeiffersaal gezeigt. Es geht um die Themen Demokratie und Wahl. Nicht in dem Sinne, dass wir den Jugendlichen gesagt hätten, ihr müsst zur Wahl gehen, sondern dass sie selbst in diesen Diskurs hineingehen können.
Dann haben wir ins Schloss 10 Künstler aus ganz Europa mit künstlerischen Statements eingeladen, die in 10 bis 15 Minuten einen Aspekt ihrer Lebensrealität zum Thema Europa einspielen (Titel: „Es gilt das gesprochene Wort“). Mit denen kann man dann auch diskutieren.
Am Sonntag haben wir darüber hinaus zwei spannende Programmpunkte. Zum einen der „SpielZug“, der zum Schloss hoch geht, bei dem man künstlerisch-spielerisch das Hambacher Schloss „erobert“, gewisse Aktionen auch selbst mitmachen muss. Zum anderen das sehr spannende Diskursformat „Building Conversation“, das für Leute gedacht ist, die sich richtig intensiv austauschen wollen. Das findet am Samstag und Sonntag jeweils von 14:00 bis 18:00 auf dem Juliusplatz in Neustadt statt. Ein weiteres künstlerisches Projekt oben auf dem Schloss ist eine sogenannte Diskursarchitektur. Das sind fünf, sechs Orte, an denen sich Leute treffen können, und die von unterschiedlichen Initiativen bespielt werden.
Ulrich Riehm: Ist mein Eindruck richtig, dass bei vielen dieser Programmpunkte Kommunikation oder Meinungsaustausch an und für sich im Vordergrund steht?
Thomas Kraus: Ja, das Festival soll eine Plattform sein, um mit Leuten in Kontakt zu kommen oder auch um einfach verschiedene Meinungen anzuhören, wenn man sich nicht selbst aktiv einbringen will.
Ulrich Riehm: Ist das denn heute in der Krise Europas und der Demokratie genug, muss man nicht stärker Flagge zeigen?
Thomas Kraus: Was ist genug, in dem was da auf uns zukommt? Wir wollen einen Beitrag leisten, in dem Rahmen, den wir mit unseren künstlerischen Mitteln leisten können. Die Tatsache, dass wir 130 Jugendliche aus ganz Europa in der Woche vor dem Festival zusammen gebracht haben, die eine Woche lang unter dem Thema Demokratie in Neustadt in Workshops arbeiten und auch auf dem Festivalwochenende dabei sein werden, halte ich schon für einen starken Beitrag. Wenn die Neustadter das wahrnehmen und annehmen, können daraus natürlich Impulse entstehen. Aber wir sind keine politische Organisation, wir tragen unseren Teil dazu bei, wie wir es mit unseren Mitteln machen können. Und wir beziehen ganz klar Position, indem wir sagen, das Hambacher Schloss ist ein Ort des Austausches, es ist ein europäischer Ort, wo wir mit den Leuten gemeinsam sprechen, diskutieren und auch streiten wollen.
Ulrich Riehm: Mitmachen, Partizipation, Einmischen sind wesentliche Merkmale von Demokratie. Es ist offensichtlich, dass Sie sich für das Festival eine engagierte, aktive Besuchermitwirkung wünschen. Auch in der Vorbereitung für das Festival gab es Aufrufe mitzuwirken. Viele dieser Mitmachaktionen fanden bereits vorher statt, andere Mitmach-Formate werden direkt auf dem Festival angeboten. Wie gut konnten Sie dieses anspruchsvolle Konzept umsetzen? Wo gab es Schwierigkeiten, wo ist es besonders gut gelungen?
Thomas Kraus: Eine gute Frage. Es ist tatsächlich so, dass viel von Partizipation und Beteiligung gesprochen wird, aber viel schwieriger ist es, diese zu organisieren und die Menschen, die sich beteiligen sollen, zu erreichen. Wir haben auch schon erlebt, dass wir nicht den Rücklauf bekommen haben, den wir erwartet hatten. Man muss sich dann überlegen, ob z.B. die Zielgruppe einfach nicht erreicht wurde. Nach unseren bisherigen Erfahrungen ist die Beteiligung bei Projekten, bei denen man selbst Theater spielen kann, riesig. Bei dem oben bereits kurz erwähnten Projekt „SpielZug“ war das, aus welchen Gründen auch immer, nicht der Fall. Aber es hatten sich dann doch genug gemeldet, so dass das Projekt jetzt geprobt hat und auch super besetzt ist.
Manchmal entwickeln sich die Dinge erst im Beteiligungsprozess selbst, wie z.B. beim Bau der Festivalarchitektur. Da ist eine große Phantasie entstanden über eines dieser Objekte, die wir gebaut haben, die „Bank der Demokratie“. Man muss sich vorstellen, das sind zwei Stühle, die eigentlich gegeneinander gestellt, aber miteinander verbunden sind. Man sitzt ganz eng beieinander, hat aber unterschiedliche Sichtweisen, der eine schaut sozusagen nach Norden, der andere nach Süden. Und wenn man miteinander reden will, muss man sich aufeinander zubewegen. Da haben wir jetzt viele Anfragen bekommen, ob man so eine Bank der Demokratie haben und für eigene Zwecke nutzen kann. Eine dieser Bänke haben wir an die Hans-Geiger-Schule in Neustadt geliefert, die sie jetzt in ihren Unterricht mit einbauen will. Das finde ich besonders spannend, wenn sich die Dinge erst entwickeln und daraus noch etwas Größeres entsteht.
Ulrich Riehm: Gibt es bereits Pläne, das Demokratiefestival Hambach! in den nächsten Jahren fortzuführen?
Thomas Kraus: Wir sind ein wanderndes Festival, wir wandern durch die Region und entwickeln immer neue Formate. Das ist ja Matchbox. Wir „matchen“ Künstler mit Orten und Kommunen und entwickeln immer weitere neue Projekte. Aber es gibt auch Stränge, in denen die Zusammenarbeit fortgeführt wird. Und es gibt schon ein, zwei Ideen, was wir als Kulturprojekte für die Region in Zukunft mit Neustadt und dem Hambacher Schloss weiter machen könnten. In diesem Jahr machen wir da oben ein großes Fest, wir schauen und hoffen, dass wir eine große Beteiligung bekommen, dass die Menschen sich einmischen und sich dafür interessieren, und dass diejenigen, die sich von der Veranstaltung von Herrn Otte oder der AfD herausgefordert gefühlt hatten, dass die auch hochkommen und zeigen, dass Demokratie und Europa mehr ist. Das wird jetzt unter anderem davon abhängig sein, wie viele Menschen tatsächlich kommen werden. Und dann kann man schauen, ob sich daraus etwas für die Zukunft entwickelt. In 14 Jahren ist ja der 200. Geburtstag des Hambacher Festes. Es könnte ja sein, dass es eine Linie gibt, die ins Jahr 2032 führt, für die wir jetzt einen Startpunkt gesetzt haben. Aber eins nach dem anderen. Wir sind Mitte September auf dem Schloss und versuchen, etwas Neues zu schaffen und schauen, wie die Leute das annehmen. Alles was danach kommt, entwickelt sich daraus.
Ulrich Riehm: Aber ist denn dieser 200. Geburtstag schon bei den Leuten und Institutionen, die darüber nachdenken sollten, also der Stiftung, der Stadt Neustadt, dem Kulturbüro der Metropolregion, dem Land Rheinland-Pfalz etc., auf der Tagesordnung? Wenn dieses Ereignis seiner Bedeutung gemäß begangen werden soll, muss man ja mit den Vorbereitungen rechtzeitig anfangen. Gibt es erste Überlegungen und Ideen?
Thomas Kraus: Es gibt ja mehrere Entwicklungen. Eine vermeintliche Krise der Demokratie und eine vermeintliche Krise Europas, die vielleicht aber nur eine Herausforderung ist, der wir uns momentan stellen müssen. 14 Jahre bis zum 200. Gedenktag sind natürlich noch ein langer Zeitraum, der über alle üblichen Planungszyklen hinaus geht, in dem man so etwas planen würde. Höchstwahrscheinlich sind da keine Bürgermeister und Politiker mehr da, die jetzt eine solche Idee entwickeln würden. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass in den nächsten Jahren da ein Fokus drauf gelegt wird. Ich finde, wenn man oben am Schloss steht und weiß, was da 1832 passiert ist, verbindet sich der Ort mit diesem Wissen. So ist es mir gegangen, so geht es ganz vielen, mit denen ich spreche, und deshalb muss man diesen Ort auch nutzen. Er ist jetzt jahrelang umgebaut worden und ist jetzt fertig, und wir machen deshalb auch dieses Festival, weil wir diesen Ort den Menschen geben wollen als Ort der Inspiration und des demokratischen Bewusstseins und eben nicht nur eines in der Vergangenheit angesiedelten kulturellen Erbes.
Ulrich Riehm: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für das Demokratiefestival Hambach!
Thomas Kraus
Thomas Kraus (* 1961) arbeitete am Nationaltheater Mannheim zwischen 1999 und 2006 u. a. als Leiter der Internationalen Schillertage, als künstlerischer Leiter des Werkhauses und als stellvertretender Schauspieldirektor. Seit Mai 2011 leitet Kraus das Kulturbüro der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH und entwickelte dort im Jahr 2015 Matchbox, das wandernde Kunst- und Kulturprojekt in der Region Rhein- Neckar. Er ist maßgeblich an der Konzeption und Durchführung des Demokratiefestivals Hambach! beteiligt.
Hambach! Demokratiefestival
Das Festival findet von Freitag 14.9. bis Sonntag 16.9.2018 auf dem Hambacher Schloss, dem Schlossberg sowie in Neustadt an der Weinstraße statt. „Internationale Kunstschaffende unterschiedlicher Sparten haben partizipative, künstlerische Projekte zu den Themen des Festivals entwickelt und bieten den Bürgerinnen und Bürgern, den Politikerinnen und Politikern und den jugendlichen Gästen aus ganz Europa Denkanstöße und Diskussionsmöglichkeiten in Form von Performances, Workshops, Ausstellungen und Theaterprojekten“ heißt es im Programm. Detaillierte Programminformationen findet man auf http://www.hambach-festival.de/
Ausgewählte Hinweise zum Programm:
Why do you vote? Diese Videoinstallation ist samstags und sonntags von 10:00 bis 18:00 Uhr im Siebenpfeiffersaal zu sehen. Sie beruht auf Workshops mit Jugendlichen in Marseille, Neustadt und Mannheim, in denen Fragen danach behandelt wurden, was in der Familie, dem Stadtviertel, der Stadt gut und was schlecht läuft. Was würden die Jugendlichen anders machen als die Menschen, die für sie entscheiden, die sie repräsentieren? Angeleitet von den Künstlern Bruno Boudjelal und Rodolphe Risse nahmen die Jugendlichen mit ihren Smartphones Videos aus ihrer Umgebung und Statements aus ihrem Umfeld auf, in denen sie den Blick auf diese Themen lenkten.
Oh Europa könnte man als ein europäisches Liebesliederarchivradio verstehen. Allerdings muss man sich an die Orte begeben, wo diese Lieder aufgenommen wurden, um diese zu hören, wie dies die Sammler dieser Lieder, die Briten Gemma Paintin und James Stenhouse, auf einer Reise durch Europa über 30.000 km auch gemacht haben. Am Hambacher Schloss gibt es auch einen digitalen Sender, der die hier aufgenommenen Liebeslieder ausstrahlt. Eine Oh Europa-App führt einem zu den Sendern und ermöglicht das Anhören der Lieder.
http://www.hambach-festival.de/programm/veranstaltung/oh-europa-action-hero/
Die Teilnahme am Programmpunkt Building Conversation erfordert eine Anmeldung an matchbox@m-r-n.com und vier Stunden Zeit, entweder am Samstag 15.9. oder Sonntag, 16.9. zwischen 14 Uhr und 18 Uhr. Treffpunkt ist nicht auf dem Schloss, sondern in Neustadt auf dem Juliusplatz. Aber worum geht es? Man könnte es eine Reflexion über Kommunikation nennen oder eine praktische Erkundung ungewöhnlicher Gesprächsformen. Dazu gehören etwa das „Gespräch ohne Worte“, das die Inuit pflegen, oder das „unmögliche Gespräch“, das sich an eine von Jesuiten erarbeitete Praxis anlehnt, bei der die Teilnehmenden zunächst ihre Gedanken aufschreiben und dann laut vorlesen. Eine weitere Variante ist das „agonistische Gespräch“ das mit einer Praxis der Maoris kombiniert wird, die ihre Streitigkeiten im Liegen lösen. Das klingt ziemlich spannend. Im Anschluss sind die Teilnehmenden herzlich eingeladen, sich bei einem gemeinsamen Essen über ihre Erfahrungen auszutauschen.
http://www.hambach-festival.de/programm/veranstaltung/building-conversation/
Schließlich noch der Hinweis auf den SpielZug. Auch hierzu wird um eine Anmeldung an matchbox@m-r-n.com bzw. über https://www.eventbrite.de/d/germany–neustadt-an-der-weinstraße/spielzug-hambach/ gebeten. Viele der Termine ab Sonntag 16.9. 11:00 im 15 Minuten-Takt sind bereits ausgebucht. Start ist im Ort Hambach unterhalb des Schlosses bei der Ortsverwaltung Hambach, Weinstraße 264, 67434 Neustadt. Angelehnt an den Demonstrationszug beim Hambacher Fest 1832 hoch zum Schloss lädt der Spielzug zu einer ca. zwei stündigen theatralen Wanderung ein und verbindet dabei historische Bezüge mit Geschichten von heute. Unterwegs hoch zum Hambacher Schloss müssen an verschiedenen Stationen kleine Aufgaben erfüllt werden und die TeilnehmerInnen werden mit ihren persönlichen Sichtweisen einbezogen. SpielZug fragt auch nach der Einsatzbereitschaft jeder und jedes Einzelnen: Wofür engagiere ich mich, und ist es mir wichtig zu gewinnen? Wer sich einer Gruppe anschließt, läuft immer auch Gefahr, andere auszugrenzen.
http://www.hambach-festival.de/programm/veranstaltung/spielzug-lea-aderjan/
Das Hambacher Fest von 1832
„Am 27. Mai 1832 kamen auf dem Hambacher Schloss zwischen 20.000 und 30.000 Menschen zu einem großen Fest zusammen. In zahlreichen glühenden Reden wurden bürgerliche Freiheiten und die deutsche Einheit gefordert. Die Veranstaltung war dabei tief geprägt von der Solidarität mit den europäischen Nachbarvölkern, insbesondere den Polen. Das Hambacher Fest war die bis dato größte Veranstaltung, auf der liberale und demokratische Forderungen einer breiten Öffentlichkeit präsentiert wurden.“ http://www.demokratiegeschichte.eu/index.php?id=10