Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich für eine systematische Förderung des Hambacher Schlosses durch die Bundesrepublik Deutschland ausgesprochen. In einem Artikel in der Wochenzeitung „Die Zeit“ erinnerte er an das Hambacher Fest von 1832 und hob seine Bedeutung für die Entwicklung von Republik und Demokratie in Deutschland hervor.
Bereits vor einem Jahr hatte Steinmeier das Schloss besucht und begründete dessen Unterstützung als Erinnerungsort an das Hambacher Fest 1832:
„… die Menschen auf dem Hambacher Fest demonstrierten für die nationale Einheit Deutschlands, aber sie waren keine Nationalisten, die sich gegen andere Nationen stellten. Im Gegenteil: Sie forderten – das muss man sich für die damalige Zeit einmal vorstellen – ein ‚conföderiertes republikanisches Europa‘ mit Presse-, Meinungs-, und Versammlungsfreiheit – und der Gleichberechtigung von Frauen.“
Jetzt lenkte er die Aufmerksamkeit auf dessen finanzielle Ausstattung, indem er es mit der Förderung zum Beispiel des Bismarck-Denkmals in Hamburg verglich, für das der Bund 6,5 Millionen Euro ausgeben will.
„Aber was investieren wir in die Orte unserer Demokratiegeschichte? Das Hambacher Schloss ist uns jedes Jahr ganze 100.000 Euro wert, und für die Frankfurter Paulskirche, vielleicht Deutschlands bekanntester Ort demokratischen Ringens zur Mitte des 19. Jahrhunderts, wenden wir aus Bundesmitteln bislang keinen Cent auf.“
Inhaltlich schlägt er vor:
„Das Hambacher Schloss, der Friedhof der Märzgefallenen und die Festung Rastatt, das Weimarer Nationaltheater, Herrenchiemsee und die Nikolaikirche in Leipzig … sollten nicht nur Ereignisorte sein, sondern wir sollten gemeinsam dafür sorgen, dass sie Lernorte der Demokratie werden.“
Allerdings äußerte sich Steinmeier nicht konkret dazu, wie diese stärkere finanzielle Unterstützung aussehen soll.
Im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“ (17.9.2018) hatte der Rheinland-Pfälzische Wissenschaftsminister und Vorstandsvorsitzende der „Stiftung Hambacher Schloss“ Konrad Wolf (SPD) als Argument u.a. vorgebracht, dass man den Rechtspopulisten das Hambacher Schloss auch wegen zusätzlicher Einnahmen vermiete. Die SZ legte in ihrem Artikel nahe, die Stiftung sei auf die Einnahmen aus Vermietungen – auch von Rechtspopulisten – angewiesen. Aus der Schlossverwaltung hört man ebenfalls, wie wichtig das Mietgeschäft für den Betrieb des Schlosses sei. Mit einer stärkeren Förderung durch die Bundesregierung würde das an Bedeutung verlieren. (mh)
PS: Aus dem Kreis des Regionalen Bündnisses gegen Rechts in Neustadt wurde nach dem Besuch Steinmeiers 2018 ein „Neustadter Appell“ an den Bundespräsidenten gerichtet.
Es heißt dort u.a.
„Wir, die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner, protestieren mit unserer Unterschrift und Stimme gegen die Vereinnahmung des Hambacher Schlosses, als wichtigen Ort deutscher und europäischer Demokratie, durch eine fremdenfeindliche und nationalistische Partei.“
Und weiter wird danach gefragt, wem eigentlich das Schloss gehöre. Nur denjenigen, die genügend Geld aufbringen können, um das Schloss zu mieten und die Öffentlichkeit auszusperren, wie im Mai 2018 mit dem sogenannten neuen Hambacher Fest des Finanzinvestors Max Otte.
Nachtrag: Heinemann und die 1848/49er Revolution
Auch die „Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte“ im Rastatter Schloss wurde von einem Bundespräsidenten in den 1970er Jahren initiiert. Er hieß Gustav Heinemann.
„Rastatt spielte in der Endphase der demokratischen Revolution von 1848/49 eine zentrale Rolle: Im Ehrenhof des Schlosses begann am 9. Mai 1849 der Aufstand badischer Soldaten, die sich zur Verfassung der Nationalversammlung bekannten und die darin verankerten Grundrechte verteidigen wollten. Hier war während der Belagerung der Stadt im Sommer 1849 das Hauptquartier der Freiheitskämpfer und ihre letzte Bastion. Nach der Kapitulation am 23. Juli standen sie im Ahnensaal des Schlosses vor einem preußischen Standgericht.“
19 Revolutionäre wurden zum Tode verurteilt, weitere starben in Gefangenschaft in den Kasematten Rastatts.